Wirkung

In den letzten Jahrzehnten wurde Achtsamkeit und MBSR in vielen Studien untersucht und erforscht. Anhang der Studien lässt sich zeigen, wie heilsam das Training des eigenen Achtsamkeitsmuskels sein kann. Hier nur ein paar Beispiele.

Neuronale Effekte

In einer Studie von Smallwood et al. (2011) konnte gezeigt werden, dass durch das Üben von Achtsamkeit neue Gehirnareale und -vernetzungen ausgebaut werden. Was passiert, wenn wir nicht achtsam sind? In nicht achtsamen Momenten im Alltag sind Gehirnbereiche aktiv, die sich mit negativen Aspekten des eigenen Lebens und sich selbst beschäftigen. Und dies ist uns meistens noch nicht einmal bewusst. Durch die Übungsformen der Achtsamkeit (Wahrnehmen von Atem, Körpersignalen, weiteren Sinnen) werden Gehirnareale aktiviert, die die eigene Konzentration und Somatosensorik verbessern. Gleichzeitig werden die Gehirnareale weniger genutzt, die normalerweise in unbewussten Zuständen aktiv sind, und so weniger verfestigt. Zahlreiche andere Studien zeigen weitere Effekte auf die Gehirnstruktur (z.B. Goldin et al., 2021; Hölzel et al., 2013).

Stressreduzierung

In vielen Studien konnte aufgezeigt werden, dass das Üben von Achtsamkeit Stress reduzieren kann (u.a. Carmody & Baer, 2008; Weinstein et al., 2009). Eine achtsame Haltung kann nach Garland et al. (2009) dazu führen, dass man sich von der als stressreich wahrgenommenen Situation distanziert. Im Zustand der Achtsamkeit erfolgen die Reaktionen auf den Stress nicht automatisch und unreflektiert. Die Achtsamkeit ermöglicht, die Situation mit unverzerrtem Blick zu betrachten und so flexibler auf sie zu reagieren oder sie sogar als positiv und bedeutsam zu bewerten.

Negative Gedanken und Grübeln

Ein weiterer Effekt, der mit dem Aufbau von Achtsamkeit in Verbindung gebracht wird, ist die Tendenz, weniger zu grübeln und sich den Kopf zu „zerbrechen“ (Chambers et al., 2008; Frewen et al., 2008; Ramel et al., 2004). Durch das bewusste Aussteigen aus den unbewussten Gedankenkreisen und dem Hinwenden der Aufmerksamkeit auf Atem-, Körper- oder Sinneswahrnehmungen, wird eine Distanz zu den eigenen Gedanken geschaffen. Ebenso können sie dann betrachtet und reflektiert werden.

Aktuelle Studien zur Wirkung von Achtsamkeit und MBSR finden Sie auf der Homepage des MBSR-Verbands: https://www.mbsr-verband.de/achtsamkeit/forschung.

In diesem Rahmen möchte ich anmerken, dass Studien und der Aufbau auch kritisch hinterfragt werden dürfen. Auch kann MBSR potentielle negative Folgen haben, da man durch das Training sensibler gegenüber den unangenehmen Aspekten des Lebens wird. So heilsam dies sein kann, sollte man sich dessen vorher bewusst sein. Auch bei einer schweren psychischen Erkrankung ist der MBSR-Kurs nicht zu empfehlen und sollte vorab immer mit den behandelnden Ärzt*innen und psychologischen Psychotherapeut*innen abgesprochen werden.

Studien

Carmody, J. & Baer, R. A. (2008). Relationships between mindfulness practice and levels of mindfulness, medical and psychological symptoms and well-being in a mindfuless-based stress reduction program. Journal of Behavioral Medicine, 31, 23-33.

Chambers, R., Lo, B. C. Y. & Allen, N. B. (2008). The Impact of Intensive Mindfulness Training on Attentional Control, Cognitive Style, and Affect. Cognitive Therapy and Research, 32, 303-322.

Frewen, P. A., Evans, E. M., Maraj, N., Dozois, D. J. A. & Partridge, K. (2008). Letting Go: Mindfulness and Negative Automatic Thinking. Cognitive Therapy and Research32, 758-774.

Garland, E., Gaylord, S. & Park, J. (2009). The Role of Mindfulness in Positive Reappraisal. Explore5, 37-44.

Goldin, P. R., Thurston, M., Allende, S., Moodie, C., Dixon, M. L., Heimberg, R. G., & Gross, J. J. (2021). Evaluation of Cognitive Behavioral Therapy vs Mindfulness Meditation in Brain Changes During Reappraisal and Acceptance Among Patients With Social Anxiety Disorder: A Randomized Clinical Trial. JAMA Psychiatry

Ramel, W., Goldin, P. R., Carmona, P. E. & McQuaid, J. R. (2004). The Effects of Mindfulness Meditation on Cognitive Processes and Affect in Patients With Past Depression. Cognitive Therapy and Research28 (4), 433-455.

Smallwood, J., Mrazek, M.D. & Schooler, J.W. (2011). Medicine for the wandering mind: mind wandering in medical practice. Medical Education, 45, 1072-1080.

Weinstein, N., Brown, K. W. & Ryan, R. M. (2009). A Multi-Method Examination of the Effects of Mindfulness on Stress Attribution, Coping, and Emotional Well-Being. Journal of Research in Personality43, 374-385.